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Ist nicht der Weg das Ziel?

Spielen hat für mich zwei Aufgaben: Spass und Entspannung. Ein MMORPG (hier natürlich vor allem WoW) hat gegenüber anderen (Computer-)Spielen die ich spiele zwei Vorteile: Einmal die Persistenz der Spielwelt: Wenn ich mit meinem Charakter etwas mache, dann habe ich dafür etwas vorzuweisen — wenn natürlich auch nur ingame. Spiele ich dagegen Civilization ist jedes Spiel neu und unabhängig. Wenn die Runde Civ nach 15 Stunden angesammelter Spielzeit beendet ist, ist was ich darin gemacht habe ohne jede Bedeutung. Der zweite Grund für ein MMORPG sind die Menschen dahinter, man spielt halt niemals alleine. Und da kommt auch der Spass ins Spiel: Obwohl ich solche Selbsteinschätzungen schwer finde, denke ich dass ich ein vernünftiges Maß an Herausforderung suche, und wenn man sich bei den Aufgaben zusammen verbessert oder sie sogar überwindet stellt sich der Spass ein. Vernünftiges Maß soll in dem Fall natürlich so sein, dass man es schaffen kann, ohne dass es harte Arbeit ist. (Der 30%-Buff war zu viel für mich, ohne Buff – ganz ehrlich – wäre es wohl zu hart gewesen.) Die Entspannung dagegen kommt z.B. von interessanten und abwechslungsreichen Quests, wo ich in eigenem Tempo und ohne Druck (im Gegensatz zu einem Raid) spielen kann.

Nur leider habe ich das Gefühl, dass sowohl Spass als auch Entspannung häufig auf der Strecke bleiben und frage mich, ob es an Blizzard oder mir liegt. Nehmen wir zwei Beispiele aus der letzten Zeit und fangen mit dem Positiven an: Auch wenn wir etwas spät dran waren den Lich King umzuhauen, ist die Gilde das Ganze nach der WM2010 angegangen. Nach einer Raidpause der Gilde wieder zusammen daran zu arbeiten war interessant und hat Spass gemacht. Es war ein Ziel, das nicht sinnlos erschien, auf dem Weg dahin interessant war und ein super Gefühl gegeben hat, als es endlich geklappt hatte.

Doch dann hatte ich mangels weiterer ingame-Aufgaben ein wenig Motivation die letzten Angel- und Koch-Achievements zu machen. (Letztes Wochenende hab ich den Angelwettbewerb gewonnen (Meisterangler von Azeroth) 🙂 Jetzt fehlt nur noch Einer, der nicht entkam!) Deshalb wollte ich mir doch endlich mal eine vernünftige Angel besorgen, womit wir beim Negativ-Beispiel angekommen wären: Nachdem ich bei der Angel-Daily nie Glück habe eine der beiden Angeln zu bekommen, dachte ich dass ich den restlichen Kaluak-Ruf sammeln könnte, um mir auf ehrfürchtig die Meisterliche Angelrute der Kalu’ak kaufen zu können. Viele, die den Artikel hier lesen, haben sicherlich bei den Kaluak Ruf gesammeln. Und ich frage mich: Wie, ohne verrückt zu werden? Das ist doch langweilig wie sonstwas! Ich verstehe ja, dass Spielen sowieso eine Beschäftigungstherapie ist, aber die drei Dailys sind sooo langweilig. Gut, das sind viele Dailys, aber die drei gibt es auch noch in drei unterschiedlichen Orten. Ich mache also eine langweilige Daily, zu der ich von Dala wahrscheinlich etwa 3-4 Minuten hinfliege, fliege von dort 2 Minuten weiter in die Drachenöde, mache die nächste Daily (für die offensichtlich genau einmal genug Mobs da sind, wenns wer anders macht, darf man warten) und fliege wieder 3 Minuten weiter. Da bin ich alleine etwa 8 Minuten auf meinem Flugmount!? Ich denke mit allem drum und dran habe ich dann etwa 20 Minuten für alle drei Quests gebraucht, die glaube ich zusammen 1500 Ruf bringen. Und nicht einen Moment Spass gehabt. (Muss ich erwähnen, dass ich das vor 5 Wochen angefangen habe und nie zu Ende gebracht habe?) Sollte in einem Spiel nicht der Weg das Ziel sein? Sollte ich also nicht Spass dabei haben? Man mag glauben, dass ich mich dabei eventuell wenigstens entspannen würde, aber das passiert auch nicht. Warum machen wir das dann? Macht euch das Spass? Ich weiß, dass ich nicht der erste bin, der die an vielen Stellen dünnen Spielinhalte kritisiert, aber ich frage mich manchmal, ob die neuerdings 12 Millionen Spieler auch darüber nachgedacht haben, warum sie das machen. Vielleicht haben sie das sogar und ich habe es nicht genug getan und bin hier einfach falsch.

Ein weiteres Beispiel des Problems das ich sehe ist das Leveln: Ich würde gerne andere Klassen als meine drei 80er ausprobieren, aber ich finde das Leveln durch das selbe Gebiet zum x-ten Mal einfach nur langweilig. Nordend ist da faszinierenderweise momentan das schlimmste Gebiet für mich, hab hab weitere drei Chars die über die Jahre am Anfang Nordends mit Level 7x gestrandet sind. Und ich bin auch irgendwie stolz, dass ich mich da nicht durchgelangweilt habe. Andere Spieler sagen ganz klar, dass sie Leveln doof finden und reißen das so schnell wie möglich ab, um auf Level 80 zu kommen. Bin ich der Einzige, der komisch findet was wir alle für ein Spiel machen, dass uns einen nicht kleinen Teil der Zeit, die wir davor verbringen, nicht mal Spass macht? Es ist ja nicht so, dass dadurch ein  Heilmittel für Krebs gefunden wird oder so.

Und lasst mich bloß nicht von Achievements und alten Ruf farmen anfangen…

Ich gebe mir eigentlich Mühe meine Posts irgendwie sortiert mit einem roten Faden zu schreiben. Das will mir mit dem Thema leider nicht so wirklich gelingen, aber ich hab es nun schon eine ganze Weile im Kopf und es wollte mal rausgeschrieben werden. Ich hoffe die Idee dahinter ist dennoch einigermaßen deutlich geworden. Um es nochmal klar zu stellen: Dieser Post geht nicht im geringsten gegen Leute denen die hier aufgezählten Dinge Spass machen. Wem das Spass macht, der ist da genau richtig! Nur bin ich nicht sicher, ob Blizz seine Vorherrschaft auf dem MMORPG-Markt nicht noch mehr ausbauen könnte, wenn sie hier Alternativen außer PvP liefern könnten. Und ich schreibe es, um mir (und wer weiß, vielleicht auch anderen Spielern) klar zu machen, dass ich viele Dinge vielleicht einfach sein lassen sollte, wenn sie mir keinen Spass machen. Es ist wie mit einem All-you-can-eat-Buffet: Nur weil man bezahlt hat, muss man ja noch lange nicht das fünffache essen. (Ich denke ich war das letzte Mal etwa 18, in einem Bonner Pizza Hut und hab es auf Platz drei geschafft und das wirklich bereut. :))

Kommentare wie immer erwünscht! 🙂